Im Juli 2018 wird im Zusammenhang mit den Arbeiten von Klaus Wingenfeld für das Nachfolgeprojekt der Pflegenoten der Begriff Qualitätsdarstellungen veröffentlicht. Das Bundesministerium für Gesundheit, kündigt an ☟ , dass der neue „Pflege-TÜV“ mit den Qualitätsdarstellungen noch 2019 umgesetzt werden soll. „Bis die Sache richtig ins Laufen komme, könne es aber Mitte 2020 werden.“ ( ☟ )
Die Pflegereform 2008 hat einige wichtige Veränderungen für die Pflege in Deutschland gebracht. Es wurde unter anderem beschlossen, dass die Arbeit aller Pflegeeinrichtungen regelmäßig und ohne Ankündigung nach einheitlichen Regeln geprüft werden soll. Die Prüfungsergebnisse müssen veröffentlicht werden, um Pflegebedürftigen die Entscheidung über eine Pflegeeinrichtung zu erleichtern. Dazu werden Pflegenoten vergeben.
Seit dem die Pflegenoten vergeben werden, wächst die Kritik: geprüft werde vor allem die regeltreue bei der Pflegedokumentation und nicht die Lebensqualität der Pflegebedürftigen.
Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS ), wies darauf hin, dass sich die Bewohnerbefragungen als wenig aussagekräftig erwiesen hätten. Die Noten ausreichend oder mangelhaft seien gar nicht vergeben worden. 98,8 Prozent der Einrichtungen erhielten hier gute Noten. Betroffene in dieser Weise zu befragen, hilft also nicht beim Vergleich verschiedener Pflegeeinrichtungen. (Tabelle mit den wichtigsten Zahlen
)
20. November 2018
Punkte statt Noten
Den gesamten Prüfbericht, so wie es bisher war, zu einer Gesamtnote zusammenzufassen, hat einen Vorteil: das verstehen alle, ohne Zeit– oder Lernaufwand.
Im neuen System sollen für 15 unterschiedliche Leistungen, vom „Schmerzmanagement“ bis zur „Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen“ einzelne Beschreibungen nachzulesen sein. Die Bewertungen reichen von „Keine oder geringe Qualitätsdefizite“ bis zu „schwerwiegende Qualitätsdefizite“. Joachim Hagelskamp (Parität) begrüßt das: „Erstmals werde gezeigt, wie sich Pflege in den Altenheimen im Alltag auf die Bewohner auswirke, ob und wie zu einer Verbesserung der Lebensqualität beigetragen werde. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen müssen sich allerdinges reindenken und dann für jede Einrichtung, die sie interessiert, einige Zeit aufwenden. Aus Kreisen der Krankenkassen ist zu hören: Berichte, die nicht gelesen werden, schaffen keine Trnsparenz.
Was der neue Pflege-TÜV bringt, Artikel von Kristiana Ludwig (19. November 2018) auf www.sueddeutsche.de (Link geprüft am 24. November 2018).
19. November 2018
Der Tagesspiegel zitiert Gernot Kiefer (Vorstand Spitzenverband der gesetzlichen Kassen) mit den Worten: „Da bei den bisherigen Pflegenoten schlechte von guter Pflegequalität zu oft nicht zu unterscheiden war, arbeiten wir mit Hochdruck an dem neuen Pflege-TÜV ... Unser Ziel ist und bleibt es, gute und schlechte Qualität in Pflegeeinrichtungen für jeden einfach erkennbar zu machen". Bis die Prüfungen und Veröffentlichungen nach dem neuen System „richtig ins Laufen kommen, könne es aber Mitte 2020 werden,“ schreibt der Tagesspiegel weiter.
Pflege-TÜV soll verlässlicher werden, Artikel von Rainer Woratschka (19. November 2018) auf www.tagesspiegel.de (Link geprüft am 21. November 2018).
19. November 2018
Die Experten-Empfehlungen für den neuen Pflege-TÜV: Es soll statt weniger Schulnoten, die zu einer Gesamtnote zusammengezogen werden, 25 einzelne Wertungen geben von „keine oder geringe Qualitätsdefizite“ bis „schwerwiegende Qualitätsdefizite“. Allerdings haben mehrere Jahre Forschung nicht genügt: Der Medizinische Dienst muss jetzt noch detailliert ausarbeiten, wie das neue System von den Prüfteams angewendet werden soll.
Mehr Klarheit vom Pflege-TÜV, Artikel von Rasmus Buchsteiner (19. November 2018) auf www.fr.de (Link geprüft am 21. November 2018).
2. September 2018
Auf den Internetseiten des Bundesministerium für Gesundheit wird unter der Überschrift: Qualität und Transparenz in der Pflege angekündigt, dass der neue „Pflege-TÜV“ mit den Qualitätsdarstellungen noch 2019 umgesetzt werden soll.
10. August 2018
Qualitätsdarstellungen
Im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums wurde an der Universität Bielefeld ein „grundlegend neues Konzept für eine realistische Qualitätsbeurteilung“ die Versorgungsqualität in Pflegeheimen entwickelt. „Eine wichtige Neuerung besteht in der Einführung einer Qualitätsbeurteilung mit Hilfe von Kennzahlen, die ursprünglich schon 2009/2010 im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums entwickelt und in den Folgejahren in zahlreichen Pflegeheimen erprobt hat. 'Diese Kennzahlen geben Auskunft über die Versorgungsergebnisse einer Einrichtung und ermöglichen damit eine vergleichende Qualitätsbeurteilung, die es hierzulande bislang nicht gab', so Projektleiter Dr. Klaus Wingenfeld, Geschäftsführer des Instituts für Pflegewissenschaft (IPW). 'Dabei steht nicht die Struktur- und Prozessqualität, sondern die Frage nach der Situation der Bewohnerinnen und Bewohner im Mittelpunkt. Es geht etwa darum, wie gut es gelingt, Mobilitätsverlust, Sturzverletzungen, die Entstehung von Druckgeschwüren oder den Einsatz freiheitseinschränkender Maßnahmen zu vermeiden'. Die Ergebnisse der externen Qualitätsprüfungen bleiben weiterhin ein weiteres wichtiges Standbein der Qualitätsbewertung.
„Dabei besteht eines der Ziele auch darin, die einseitige Ausrichtung externer Qualitätsprüfungen auf die schriftliche Dokumentation zu beheben und das Fachgespräch sowie das Gespräch mit dem Bewohner stärker zu gewichten.“ In diesem Zusammenhang taucht zum erstem Mal offiziell der Begriff Qualitätsdarstellungen auf.
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten wurden jetzt ans Ministerium übergeben.
Neues Konzept für die Qualitätsbeurteilung von Pflegeheimen, Pressemitteilung der Uni Bielefeld vom 9. August 2018 (Link geprüft am 10. August 2018).
Projektbeschreibung des IPW
1. Juli 2018
Zur Erinnerung: Die Forschungsaufträge zur Entwicklung der Instrumente zur Qualitätsprüfung und -darstellung für die ambulante und die stationäre Pflege wurden Anfang Januar 2017 vergeben. Bis zum August 2018 sollen Prüfinstrumente und Vorschläge für die zukünftige Information der Verbraucherinnen und Verbraucher über die Qualität von Pflegeeinrichtungen entwickelt werden. Die Einführung der neuen Instrumente und Verfahren ist ab 2019 vorgesehen.
Pflegenoten / Vereinbarungen zur Pflegetransparenz, Themenseite des MDS (Link geprüft am 1. Juli 2018).
28. Juni 2018
Im Sprachgegrauch der Medizinischen Dienste (MDK) zeigen die Pflegenoten die Ergebnisse der Pflegequalitätsprüfungen. Neue Richtlinien für diese Prüfungen werden seit Jahren erarbeitet. Im Juni 2018 kündigt Dr. Pick verbindliche Neuereungen für Pflegeheime im Jahr 2019 und für ambulante Dienste im Jahr 2020 an. „Das neue Prüfverfahren wird noch viel stärker als bisher die bewohnerbezogene Qualität ins Zentrum der MDK-Qualitätsprüfung rücken. Im Fokus steht: Welche Pflegequalität kommt beim pflegebedürftigen Menschen tatsächlich an?“ „Die sogenannte Qualitätstransparenz – also das bisherige Darstellen der Pflegequalität in Pflegenoten – wird sich grundlegend verändern.“
Neue Aufgaben für den MDK in Gesundheit und Pflege sind in Vorbereitung, Pressemitteilung auf www.mds-ev.de vom 28. Juni 2018 (Link geprüft am 30. Juni 2018)
Wie gut sind die Heime wirklich?, Artikel auf www.fr.de vom 29. Juni 2018 (Link geprüft am 2. Juli 2018).
6. Juni 2018
Auf dem Hauptstadtkongress wird auch über die Pflegenoten diskutiert. Eugen Brysch spricht von einem „Instrument der Volksverdummung“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn formuliert weniger drastisch, der Pflege-TÜV sei „unbefriedigend, so wie er im Moment ist“. Lange bevor er Minister wurde, kritisierte Spahn, das dem hohen bürokratischen Aufwand ein "äußerst geringer Nutzen für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen" gegenüber stehe.
Auslaufmodell? Debatte um umstrittenen Pflege-TÜV, Artikel auf www.aerztezeitung.de vom 6. Juni 2018.
Oktober 2017
In einem längeren Interview mit der Frankfurter Rundschau sagt Peter Pick, der Chef des MDS: „Der gesetzlich vorgegebene Zeitplan war nicht zu halten, da die Erarbeitung des neuen Systems länger als vorgesehen dauert. Der neue Pflege-TÜV für die Pflegeheime kommt voraussichtlich 2019, für die ambulanten Dienste 2020 – also jeweils ein Jahr später als geplant.“
Billig wird auf Dauer nicht mehr funktionieren, Timot Szent-Ivanyi im Interview mit Peter Pick; erschienen auf www.fr.de am 6. Oktober 2017.
18. April 2017
Der GKV Spitzenverband veröffentlicht den Abschlussbericht zum Forschungsprojekt Modellhafte Pilotierung von Indikatoren in der stationären Pflege (MoPIP)" Das Projekt wurde im Februar 2017 abgeschlossen. Die Ergebnisse des Projekts fließen in die Entwicklung der Instrumente und Verfahren für die Qualitätsprüfung und die Qualitätsdarstellung in der stationären Pflege ein.
Indikatoren für Ergebnisqualität, Themenseite des GKV Spitzenverbands (Stand 18. April 2017) (Link geprüft am 21. November 2018).
Februar 2017
Aus Berlin ist zu vernehmen, dass im Jahr 2018 mit der Einführung eines neuen Systems zur Ermittlung der Pflegenoten begonnen werden soll. So lange geht alles mehr schlecht als recht weiter wie bisher... ABER: Schon jetzt erlauben die rechtlichen Vorschriften, die Qualitätssicherung in Altenheimen völlig anders zu organisieren, als das in den Richtlinien zu den „Pflegenoten - Transparenzvereinbarungen“ festgelegt ist. Um den Pflegewissenschaftler Klaus Wingenfeld haben sich viele Altenheimträger versammelt, die neue Wege gehen. So können die Anstrengungen um die Qualitätssicherung, die das Management ohnehin unternimmt, auch zu ansehnlichen Pflegenoten führen. Die Caritas in Essen ist mit dabei.
– Caritas im Ruhrbistum übt neuen Pflege-TÜV ein, Artikel in der Westfalen Post vom 23. Februar 2017.
– Neue Pflegenoten in der Erprobung, unser Beitrag vom 23. September 2016.
Juni 2015
Alle Seiten sind sich einig: diese Pflegenoten helfen bei der Entscheidung über Pflegedienst/Altenheim fast gar nicht.
Folglich setzt sich sich Karl-Josef Laumann seit vielen Monaten dafür ein, mit Notenvergabe und Veröffentlichung aufzuhören (z.B. im September 2014). Er will die Prüfteams zwar weiter durch die Einrichtungen laufen lassen, für eine Übergangszeit soll es aber keine Noten sondern Berichte geben (RP: 22. Juni 2015). Ein wichtiges Argument für dieses Provisorium:
Ab 2017 sollen die bisherigen Pflegestufen durch fünf Pflegegrade abgelöst werden. Da ist er sich sicher. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, nach dem die Pflegegrade vergeben werden sollen, muss in Einrichtungen und MDK erst eingeführt werden. Es ist zu erwarten, dass auch einige klärende Gerichtsurteile geben wird. Viel zusätzliche Arbeit für die Pflegeprofis, die die Pflegearbeit machen. Gleichzeitig, zusätzlich auch neue Transparenzprüfungen einzuführen wäre wohl zu viel Reform.
Mai 2015
Unter der Überschrift Was folgt auf den Pflege-TÜV? hat der Deutschlandfunk Dr. Peter Pick (MDS ), Hilde Mattheis
(MdB, SPD), Klaus Wingenfeld (UNI Bielefeld) und Manfred Stegger (BIVA
) an einen Tisch geholt, um über die Zukunft von Bewertung und Transparenz in der Altenpflege zu debattieren.
Das lässt sich nachhören (knapp 70 min).
September 2014
Das System der Pflegenoten macht viel Arbeit und hilft wenig. Schon 2011 wird gefordert diese Prüfungen auszusetzen. Karl-Josef Laumann wird 2014 mit der Bermerkung zitiert: „Pflegenoten in die Tonne“.
Ab 1. Februar 2014
gelten neue Richtlinien für die Pflegenoten, offiziell: Qualitätsprüfungen von Pflegeeinrichtungen oder Qualitätsprüfungs-Richtlinien (QPR). Es ist den Gremien der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen nicht gelungen, die grundsätzliche Kritik an dieser Art der Prüfungen aufzunehmen. Diese Änderungen dürfen "kosmetisch" genannt werden. [... mehr]
März 2011
2011 geht Thomas Klie einen radikalen Schritt. Er fordert, zusammen mit vielen Anderen, öffentlich die Vergabe von Pflegenoten einzustellen. Zusammen mit Franz J. Stoffer schreibt er:
Nein zu Pflege-Noten. Unterstützen Sie das Moratorium
[... mehr lesen]
Claus Fussek schreibt: "... Diese 'Notendiskussionen' hat für mich längst absurde Züge angenommen. Bei mir rufen täglich Angehörige an, in der Hoffnung, dass ich ihnen 'gute Heime' empfehlen kann ... Es hat noch niemand nach einer Note gefragt!!! 'Mund-zu-Mund-Propaganda' ist das bewährte Kritierium! ... Außerdem haben doch fast alle Heime 'Bestnoten' ... Es ist doch alles in Ordnung. Und die PrüferInnen des MDK sind die ehemaligen BerufskollegenInnen ... und alle wissen doch, wie man Dokumentationen 'für den MDK' ausfüllt...!" [Quelle]
Pressemitteilung des MDS vom 8.10.2009
Neben den Pflegenoten werden auch andere Ideen zur Auswahl einer Pflegeeinrichtung in die Diskussion gebracht.